Videoformate verstehen: ein Leitfaden für Marketing-Profis

Videos sind im Marketing ein unverzichtbares Werkzeug. Leider ist es leicht, dabei über technische Begriffe zu stolpern, wenn es um das richtige Videoformat geht. Dieser Artikel hilft, die Grundlagen zu verstehen.

Warum das richtige Format entscheidend ist

Ein Video ist nicht einfach nur ein Video. Je nachdem, wo es eingesetzt werden soll – auf einer Website, in sozialen Medien, auf YouTube, in Präsentationen oder Mailings – gibt es unterschiedliche Anforderungen an das Dateiformat, um ein optimales Verhältnis zwischen Qualität, Dateigröße und Abspielbarkeit zu erreichen. Die Wahl des richtigen Formats stellt sicher, dass die Botschaft die Zielgruppe in bestmöglicher Qualität erreicht, ohne lange Ladezeiten oder Kompatibilitätsprobleme.

Videoformate: die Grundlagen

Bausteine einer Videodatei: Container und Codecs

Eine Videodatei kann man sich wie ein Paket vorstellen, das aus zwei Hauptkomponenten besteht: dem Container und dem Codec.

Container: Die „Verpackung“ der Videodatei

Ein Container ist die Hülle, die alle Bestandteile eines Videos – also Bild- und Tonspuren – in einer einzigen Datei zusammenfasst. Die Art des Containers erkennt man an der Dateiendung (z. B. mp4, mov). Wichtig zu wissen ist, dass der Container selbst nichts über die Qualität oder die Dateigröße des Videos aussagt; er ist lediglich die Hülle.

Für Marketing relevante Container:

  • MP4 (.mp4)
    Das ist der Alleskönner und die gängigste Wahl für nahezu alle Anwendungen im Marketing. Er eignet sich hervorragend für komprimierte Videodaten und wird breit unterstützt – ideal für Websites, Social Media, YouTube und Präsentationen.

    • Vorteile: Hohe Kompatibilität, gutes Verhältnis von Qualität zu Dateigröße.

    • Nachteile: Für professionelle Nachbearbeitung (Postproduktion) nur bedingt geeignet

  • MOV (.mov)
    Dieses Format wird oft im Apple-Umfeld genutzt und kann für den Austausch von Videos in höherer Qualität verwendet werden. Es unterstützt auch unkomprimierte Daten, was zu sehr großen Dateien führen kann.

    • Vorteile: Kann sehr hohe Qualität und unkomprimierte Daten enthalten.

    • Nachteile: Dateigröße kann beträchtlich sein; nicht so universell kompatibel wie MP4.

  • MXF (.mxf)
    Dieses Format ist primär für den professionellen Austausch in der Postproduktion gedacht, also für Videos, die noch weiterbearbeitet werden. Für die finale Auslieferung von Marketingvideos ist es eher unüblich.

Codec: Die „Sprache“ für Bild und Ton im Container

Damit Video- und Audiodaten in einem Container gespeichert und später wiedergegeben werden können, müssen sie in ein passendes Format übersetzt werden. Diese Aufgabe übernimmt der Codec (ein Kunstwort aus Kodierer/Dekodierer). Ein Codec komprimiert die Daten, um die Dateigröße zu reduzieren, und dekomprimiert sie beim Abspielen. Die Wahl des Codecs hat einen großen Einfluss auf die Videoqualität und die Dateigröße.

Wichtige Video-Codecs für Marketing:

  • H.264 (auch AVC)
    Das ist der am weitesten verbreitete Video-Codec. Er bietet eine gute Balance zwischen Qualität und Dateigröße und läuft auch auf älteren Geräten zuverlässig. Ideal für die meisten Marketinganwendungen.

    • Vorteile: Exzellente Kompatibilität, gute Qualität bei moderater Dateigröße.

    • Nachteile: Dateien können speziell bei hohen Auflösungen relativ groß werden, weniger Farbnuancen.

  • H.265 (auch HEVC)
    Dieser modernere Codec schafft es, bei gleicher Bildqualität eine etwa halb so große Datei wie H.264 zu erzeugen.

    • Vorteile: Deutlich kleinere Dateien bei gleicher Qualität, ideal für hochauflösende Videos (z. B. 4K). Präzisere Farben.

    • Nachteile: Benötigt mehr Rechenleistung beim Erstellen und Abspielen, was bei älteren Geräten zu Problemen führen kann.

  • ProRes und DNxHR
    Diese beiden Codecs sind für professionelle Videobearbeitung gedacht, da sie visuell verlustfrei arbeiten, was bedeutet, dass kaum Bildqualität bei der Bearbeitung verloren geht. Die Dateien sind jedoch deutlich größer als bei H.264 oder H.265. Sie können für den Upload auf Plattformen wie YouTube verwendet werden, wenn die absolut bestmögliche Qualität im Vordergrund steht, sind aber für die alltägliche Verteilung im Marketing meist überdimensioniert.
    ProRes ist vor allem in der Apple-Welt verbreitet, DNxHR ist plattformunabhängig.


Gängige Audio-Codecs (oft automatisch mit dem Video-Codec gewählt):

  • AAC
    Bietet eine sehr gute Balance zwischen Klangqualität und Dateigröße.
    AAC ist der Standard-Audio-Codec in MP4-Dateien mit H.264 oder H.265.

  • FLAC
    Ein verlustfreier Audio-Codec, der exzellente Qualität liefert, aber größere Dateien erzeugt.
    Eher für Archivierung oder audiophile Anwendungen relevant.

  • Opus
    Optimiert für Echtzeit-Anwendungen wie Videokonferenzen.

Für die meisten Marketingzwecke sind Videos mit dem H.264 oder HEVC Codec mit AAC Audio mehr als ausreichend und unkompliziert im Handling.


Wenn du mehr darüber erfahren willst, wie die Komprimierung in Codecs funktioniert und welche Arten der Komprimierung es gibt, sieh dir dieses Video an:

Wie die Komprimierung von Videos funktioniert.




Wichtige Einstellungen bei der Videoerstellung (Parameter)

Neben Container und Codec gibt es weitere Einstellungen, die das Endprodukt beeinflussen:

  • Auflösung (Bildgröße)
    Beschreibt, wie viele Bildpunkte (Pixel) ein Video in der Breite und Höhe hat.

    • HD (High Definition; 1920x1080 Pixel)
      Ein guter Standard für Websites, die meisten Social Media Plattformen und Präsentationen.

    • 4K (Ultra HD; 3840x2160 Pixel)
      Bietet eine sehr hohe Detailfülle, ideal für YouTube, wenn das Ausgangsmaterial in 4K vorliegt und eine besonders hochwertige Darstellung gewünscht ist. 4K-Videos erzeugen größere Dateien als HD Videos.

    • SD (Standard Definition; z.B. 720x576 Pixel)
      Für heutige Standards oft zu gering. Kann in Ausnahmefällen für PowerPoint-Folien verwendet werden, um die Gesamtgröße der Präsentation kleinzuhalten, wobei HD meistens auch hier problemlos funktioniert.

  • Bitrate (Datenrate)
    Bestimmt, wie viele Daten pro Sekunde für das Video verwendet werden. Eine höhere Bitrate führt in der Regel zu besserer Qualität, aber auch zu größeren Dateien. Eine zu niedrige Bitrate kann zu sichtbaren Qualitätsverlusten (Artefakten) führen. Es geht darum, einen guten Kompromiss zu finden.

    • VBR
      Die Bitrate passt sich dynamisch der Komplexität der Bilder an. Komplexere Szenen bekommen mehr Daten, einfachere weniger. Dies führt meist zu kleineren Dateien bei gleicher wahrgenommener Qualität und ist für die meisten Marketingvideos die bessere Wahl.

    • CBR
      Die Bitrate bleibt konstant. Dies ist primär für Live-Übertragungen wichtig.



Sonderfall: Animationen ohne Ton

Wenn nur eine kurze Animation ohne Ton benötigt wird, gibt es Alternativen zu klassischen Videoformaten:

  • Animated GIF
    Weit verbreitet und unterstützt, hat aber eine begrenzte Farbpalette und kann bei längeren Animationen sehr groß werden.

  • Animated PNG (APNG)
    Unterstützt Transparenzen und ist oft kleiner als ein animiertes GIF bei besserer Qualität.

  • Lottie
    Ein Vektor-basiertes Format, ideal für animierte Grafiken und Logos (keine fotografischen Videos). Die Dateien sind extrem klein und eignen sich hervorragend für Animationen auf Websites.



Was soll ich nun anfordern?

Die richtige Anforderung hängt vom Einsatzzweck ab. Hier einige Empfehlungen:

  • Für Websites, Social Media (z.B. Facebook, Instagram, LinkedIn), YouTube und allgemeine Nutzung

    • Container: MP4

    • Video-Codec: H.264 (sicherste Wahl) oder H.265 (wenn Dateigröße bei hoher Auflösung kritisch ist und moderne Endgeräte der Zielgruppe vorausgesetzt werden können).

    • Audio-Codec: AAC (ist meistens Standard bei MP4 mit H.264/H.265).

    • Auflösung: Full HD (1920x1080 Pixel) ist ein guter Kompromiss. Für YouTube kann auch 4K angefragt werden, wenn das Quellmaterial dies hergibt.

    • Bitrate: Die Videoproduktion sollte hier einen für Web/Social Media optimierten Wert wählen (VBR).

  • Für PowerPoint-Präsentationen

    • Container: MP4

    • Video-Codec: H.264

    • Auflösung: Full HD (1920x1080) ist meist problemlos. Falls die Präsentationsdatei sehr klein gehalten werden muss, kann auch eine niedrigere HD-Auflösung (z.B. 1280x720 Pixel) oder in Ausnahmefällen SD in Betracht gezogen werden.

  • Für E-Mail-Versand (Achtung: Videodateien sind oft zu groß für direkten Mailversand!)

    • Bevorzuge das Hosten des Videos auf einer Plattform (z.B. YouTube, Vimeo, Website) und versende nur den Link.

    • Falls eine sehr kurze, einfache Animation direkt eingebettet werden soll: Animated GIF (sehr klein halten!).

  • Für professionelle Weiterverarbeitung oder Archivierung (Masterdatei)

    • Hier können Formate wie ProRes oder DNxHR in einem MOV- oder MXF-Container sinnvoll sein. Dies ist aber in der Regel nicht das Format, das Sie für die direkte Veröffentlichung im Marketing verwenden.


Fazit

Das Verständnis der Grundlagen von Videoformaten, Containern und Codecs ermöglicht es, präzisere Anforderungen an Videoproduktionen zu stellen. Das führt zu besseren Ergebnissen, spart Ressourcen und stellt sicher, dass Videoinhalte das Publikum optimal erreichen – egal auf welchem Kanal.


 
Alexander Mikula
Consultant and photo designer
www.akia.at, www.mi-ku.com
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